Weinbaupräsident Hohl und Minister Hauk überzeugen sich gemeinsam mit den Weinhoheiten von der Traubenqualität in Württemberg, v.l. Weinprinzessin Heinicke, Weinbaupräsident Hohl, Minister Hauk, Weinprinzessin Pfizenmeyer
In seiner Herbstpressekonferenz berichtet der Weinbauverband Württemberg über ein weiteres trockenes und warmes Jahr und die damit verbundenen Anstrengungen der Wengerter, weckt aber gleichzeitig Hoffnungen auf einen sehr guten Jahrgang 2020.
Bei erneut milden Temperaturen und nur örtlich anhaltendem Dauerfrost über mehrere Tage, legten Württembergs Wengerter im Winter mit dem Rebschnitt den Grundstein für einen guten Weinjahrgang. Ausreichende Niederschläge im Februar sorgten zu Beginn der Vegetation für eine grundsätzlich gute Wasserversorgung der Rebanlagen.
Die Osterwärme beschleunigte den Vegetationsverlauf. Sorten- und lagebedingt waren gewohnt große Unterschiede festzustellen. Bedingt durch die hohen Temperaturen erfolgte der Austrieb der Reben deutlich vor dem langjährigen Mittel. Bei den "Frühstarter-Rebsorten" (z.B. Lemberger oder Chardonnay) waren in bevorzugten Lagen bereits Mitte April zwei bis vier Blättchen zu sehen. In großen Teilen des Weinbaugebiets fiel nach längerer Trockenheit Anfang Mai eine dringend benötigte Niederschlagsmenge. Örtliche Spätfröste sorgten in den Nächten um den 10. Mai für teilweise gravierende Schäden in den Weinbergen. Erste Schätzungen gingen von einem Ausfall von 15% der Fläche aus. Hagelereignisse traten nur vereinzelt und lokal auf. Seit Juni fiel erneut nur wenig Niederschlag, wenngleich mancherorts zu Beginn des Monats August Starkregen größere Wassermengen brachte. Die derzeit tagsüber warmen Temperaturen in Kombination mit idealerweise kalten Nächten sorgen für eine gute Farbausbildung bei den Rotweintrauben und prägen das Aromaprofil der Trauben positiv.
Der Reifestand ist im Vergleich zum langjährigen Mittel früher. Vereinzelt, vor allem bei der Sorte Trollinger, konnte Sonnenbrand festgestellt werden. Der Befall von roten Traubensorten durch die Kirschessigfliege beschränkt sich bisher nur auf sehr wenige Einzelfälle. Allgemein befinden sich die Trauben auf einem sehr hohen Qualitätsniveau. Aufgrund durchgeführter Qualitätsmaßnahmen, wie dem moderaten Entlauben der Traubenzone, dürfen sich die Verbraucher gleichermaßen auf spritzige und fruchtige Weißweine und auf gehaltvolle Rotweine des Jahrgangs 2020 freuen.
Aufgrund der örtlichen Einflüsse durch Frost, Hagel und Sonnenbrand können die Erntemengen gebietsübergreifend stark variieren. Die Ernteschätzung des Weinbauverbands liegt etwas über dem Niveau des Vorjahres und wird auf 85 bis 90 hl he Hektar beziffert. Dies entspricht einer Erntemenge von rund 96 Millionen Litern.
Gebietsübergreifend begannen zahlreiche Wengerter um den 7. September mit der Traubenernte. Die Hauptlese u.a. der Burgunder-Sorten startet bis Mitte September und die Hauptlese der späten Sorten ebenfalls bis Mitte/Ende September. Der Großteil der Lese wird voraussichtlich Ende September abgeschlossen sein. "Württembergs Wengerter erwarten einen qualitativ überdurchschnittlichen Jahrgang, trotz einiger Hitzeperioden und einem damit einhergehenden in Summe trockenen Jahr. Vielerorts wird eine selektive Lese notwendig sein, um die Qualitäten in den Keller zu bringen," fasst Weinbaupräsident Hermann Hohl die Aufgabe der Wengerter in den kommenden Tagen.